Mittwoch, 23. Juli 2014

CD-Review: Congoroo - Up There, Not Here


Info
Band: Congoroo
Album: Up There, Not Here
Musikrichtung: Alternative Rock
VÖ-Datum: 25.03.2014
Label: Calyra
Herkunft: Deutschland
Website: www.congoroo.de

Ihren Abwechslungsreichtum hatten CONGOROO ja bereits auf ihrem ersten Album No, Monkey no!nachgewiesen. Auch auf ihrem zweiten Album Up There, Not Here hat sich bei dem Thema nichts verändert. Eins fällt aber trotzdem auf: Anders als bei der Debütplatte handelt es sich hier nicht um ein Konzeptalbum. Ob die Jungs damit noch besser werden?

Los geht’s mit „Dr.“, einem ordentlich abwechslungsreichen, coolen Rocker, der als guter Opener mehr als gerechtfertigt ist. „Safety“ versetzt mich im Intro in leichte Skatepunk-Stimmung a lá ZEBRAHEAD, was auch während der Strophe nicht aufhört. Erst der Refrain wird etwas progressiv rockiger. Ab und an geht’s auch mal in Richtung erstes LOSTPROPHETS-Album, aber der Skatepunk bleibt deutlich hörbar.

„In My Bubble“ deutet schon im Intro einen etwas ruhigeren Songverlauf an, was sich recht schnell bestätigt. Besonders nett finde ich hier den Effekt auf den ersten Worten der ersten Strophe, da man hier wirklich den Eindruck bekommt, als würde sich Sänger Matze in einer Art Blase befinden, die seine Stimme leicht abdämpft. Cooler Produktionskniff. Auch „Shadows & Lights“ beginnt etwas ruhiger, was aber nach ein paar Sekunden schnell geändert wird. Das Riffing während der Strophe ist hier besonders cool, da fällt es kaum auf, dass der Refrain doch ähnlich ruhig ist wie der des Vorgängers.

Mit „Atmosphere“ wird es etwas grooviger. Das Bassintro mit den netten Effekten untermalen den Gesang und kreieren eine coole Atmosphäre, die vom Refrain weitergetragen wird. Besonders gegen Ende geht der Song mit dem akustischen Outro schön ins Ohr. Nicht nur die Namensgebung stimmt hier; auch das Songwriting glänzt ähnlich wie auf dem Debütalbum. „Beautiful“ beginnt recht hart und hält auch in der Strophe ein gewisses Metal-Flair aufrecht. Der Refrain wird dann allerdings doch etwas poppig. Trotzdem ist der Titel einer meiner Favoriten auf der Scheibe.

Mit „I'm Not Going Home“ kommt der wohl abwechslungsreichste Song auf Up There, Not Here. Nach funkigem Intro und ebenso funkiger Strophe wird es im Refrain schön rockig. Im Mittelteil finden die Jungs sogar Gelegenheit zu Jammen und ein Saxophon einzusetzen und irgendwie bildet sich in meinem Kopf das Bild eines gewissen amerikanischen 80er Jahre-Krimis aus Miami. Das Ende wird dann schön balladesk und noch einmal mit Saxophon untermalt. „Crushing Down Like Waterfalls“ bewegt sich stark in Richtung britischer Pop-Punk; speziell die frühen YOU ME AT SIX kommen mir dabei in den Sinn. Trotzdem bewahren CONGOROO ihren eigenen Stil dabei.

Auch mit „House in the Moon“ befinden wir uns in derselben Stilrichtung. Mir als KIDS IN GLASS HOUSES-Fan kommt der Titel sogar noch mehr entgegen als der vorherige, da mich hier einiges an KIGH's Smart Casual erinnert. Zumindest bis zu dem kurzen Bruch, der mich dann doch wieder in CONGOROO-Gewässer bringt. „Paint the Sky“ ist trotz allen vorherigen Vermutungen wahrscheinlich mein absoluter Favorit. Das Intro schlägt den Gitarristen in mir einfach mal k.o. und so schnell wird der auch nicht wieder aufstehen. Die Gitarren sind hier deutlich härter, das Songwriting genau so ausgeklügelt wie schon auf dem gesamten Album und trotzdem könnte man den Titel durchaus auch im Radio laufen lassen (wenn es gute, frei empfangbare Radiosender gäbe).

„Nothings“ bildet den halb-akustischen Abschluss auf Up There, Not Here. Jedem Classic Rock-Fan wird bei der Nummer das Herz aufgehen. The 70s are back! Selbst im (dann elektrischen) Outro hauen die Jungs nochmal einen raus und machen auf VELVET UNDERGROUND. Mehr als nur ein tolles Ende für die Scheibe.

Fazit: Kaufen, kaufen, kaufen! Genau so abwechslungsreich wie das Debüt, allerdings etwas poppiger angehaucht. Daran gibt's aber nichts zu mäkeln, da es das Songwriting einfach hergibt. Trotz der etwas langen Anlaufzeit lohnt es sich besonders durch den späteren Verlauf, das Album durchzuhören. Toller Nachfolger und für jedwede Player einfach mehr als nur geeignet!

Hörtipps: „Shadows & Lights“, „Atmosphere“, „I'm Not Going Home“, „Paint the Sky“

Bewertung: 8,5 von 10 Punkten

Tracklist:
1. Dr.
2. Safety
3. In My Bubble
4. Shadows & Lights
5. Atmosphere
6. Beautiful
7. I'm Not Going Home
8. Crushing Down Like Waterfalls
9. House in the Moon
10. Paint the Sky
11. Nothings

Besetzung:
Gesang: Matze
Gitarre: Stefan
Gitarre: Max
Bass: Marcel
Drums: Gregor

Mittwoch, 16. Juli 2014

CD-Review: K U T O S I S - Dream It Away


Info
Band: K U T O S I S
Album: Dream It Away
Musikrichtung: Indie
Erscheinungsdatum: 30.06.2014
Label: Jealous Lovers Club
Herkunft: Wales

Ist euch eigentlich schon einmal aufgefallen, dass sich in letzter Zeit sehr viele Bands aus Wales ihren Weg in die Mitte der Musikgesellschaft bahnen? Nein? … Na ja, dann seid ihr offensichtlich keine NRR-Stammleser. Damit ihr aber nicht denkt, dass ich mir das Ganze aus den Fingern sauge – darf ich vorstellen: K U T O S I S (ja, sie schreiben sich wirklich so umständlich)! Die drei kommen aus Cardiff und haben mich vor ein paar Wochen vollkommen für sich gewonnen, was allerdings bei der Flut an guten walisischen Bands in letzter Zeit nicht allzu überraschend ist (tja, die Stammleser wissen das). Ihr zweites Album Dream It Away erschien am 30.06. und soll heute mal näher unter die Lupe kommen.

Klanglich bewegt sich die Scheibe zwischen zwei anderen Bands des Landes, die hier bereits Gegenstand von Reviews waren: THE JOY FORMIDABLE und WE ARE ANIMAL. Besonders letztere kommen produktionstechnisch und musikalisch stark zum Vorschein, was K U T O S I S aber keinesfalls zur Last gelegt werden soll. Aber auch die kürzlich hier erwähnten BLOOD RED SHOES könnten einen leichten Einfluss ausgeübt haben. Entsteht hier etwa ein neues Alternative-Genre?

Dream It Away beginnt mit „This Avalanche Is“, einem leicht verträumten und durchaus radiotauglichen Song. Dafür sorgen die hallenden Gitarren und der angenehme Backing-Gesang. Diesem netten Opener folgt „Old Judas“, der mich zum ersten Mal an die Kollegen von WE ARE ANIMAL erinnert. Die Nummer wird wie dort stark vom Bass dominiert und ist mit einigen Effektspielereien versehen.

Die erste Überraschung ist „Crystal Beach“, der vielleicht sogar noch etwas radiotauglicher ist als der „This Avalanche Is“. Die dezent im Hintergrund begleitende akustische Gitarre und kurzen E-Gitarren-Leads harmonieren gut mit dem melodiösen Gesang. Ein nettes Gesamtgebilde, das durchaus zu recht zur ersten Single wurde. „Horizons“ dagegen ist etwas alternativer und der erste Song, der andeutet zu was die drei außerdem so fähig sind. Der verzerrte Bass und die nun etwas deutlicher wahrnehmbare Gitarre – sogar mit den ersten Disharmonien – bilden wieder ein starkes Konstrukt, das vom Schlagzeug genau so unterstützt wird, wie man sich das vorstellt.

„Night Surf“ erinnert mich wieder stark an WE ARE ANIMAL, was hauptsächlich an der Spielweise und Produktion des Schlagzeugs festzumachen ist. Bei dem Song ist der Name Programm, denn während der gesamten Spielzeit kommt man sich vor, als würde man auf einer Welle surfen, die immer weiter ansteigt, bevor sie schließlich, wie der Titel selbst, kurz vor der Küste zusammenbricht. Trotz seines alternativen Intros macht „Feel Love“ einen starken Schwenk in Richtung BEADY EYE bzw. OASIS, was gerade im Refrain sehr deutlich wird. Auch hier wäre eine Singleauskopplung wieder gut begründet.

Einer meiner Favoriten des Albums ist wohl „French Canadian Girls“, der stark durch die Gitarren-Bass-Kombination dominiert wird und durch seinen Rhythmus punktet. Besonders stark ist der Teil gegen Ende, als sich der Song noch einmal nett bis zum letzten Refrain aufbäumt. Mit „Something in the River“ folgt der mit fünfeinhalb Minuten längste Track auf Dream It Away. Am Anfang noch etwas ruhiger und düster, baut sich im Verlauf doch ein recht mystischer Klang auf, der hauptsächlich auf dem verzerrten Bass und der disharmonischen Gitarre basiert und ziemlich gut ins Ohr geht.

Auch „Short Stories“ bleibt etwas ruhiger und durch seinen Refrain doch recht poppig. Die Gitarren allerdings werden im Verlauf des Albums immer schräger, was man auch hier wieder bemerkt. Mit „Fear of Flying“ legen die drei Waliser noch ein paar Effekte drauf: der Hall auf dem Gesang und der stark verzerrte Bass machen den Song viel mystischer und rücken ihn in Richtung der ersten Scheibe von THE JOY FORMIDABLE. Disharmonien dürfen natürlich auch hier nicht fehlen und der Refrain bleibt einfach im Ohr hängen.

Zum Höhepunkt – auch in Sachen „schräg“ – kommt es mit „Volcano“. Zwar fängt die Nummer ebenfalls ziemlich ruhig an, aber schon der Gesang wirkt hier für ungeübte Ohren recht gewöhnungsbedürftig. Später bauen sich die Gitarren – eben wie ein Vulkanausbruch – immer stärker bis zu einer massiven Disonanz auf, bei der man bei zu lauten Hören definitiv mit Verdacht auf Tinitus zum Ohrenarzt gehen wird.

Fazit: Textlich ist zwar bei der Band nicht allzu viel los, was an einigen Songs hörbar ist, allerdings spricht bei K U T O S I S auch eher die Musik und bei dem Songwriting braucht sich niemand zu verstecken. Mystisch, teilweise düster, aber trotzdem nicht zu depressiv läuft Dream It Away sehr gut durch. Wer das Geld und einen Plattenspieler hat, sollte sich dann auf jeden Fall auch die LP zulegen, den dieses Album ist definitiv Vinyl-geeignet.

Hörtipps: „Crystal Beach“, „French Canadian Girls“, „Something in the River“, „Volcano“.

Zu Hören gibt es die Scheibe übrigens hier: kutosis.bandcamp.com/album/dream-it-away

Bewertung: 8,5 von 10 Punkten

Tracklist:
1. This Avalanche Is
2. Old Judas
3. Crystal Beach
4. Horizons
5. Night Surf
6. Feel Love
7. French Canadian Girls
8. Something in the River
9. Short Stories
10. Fear of Flying
11. Volcano