Mittwoch, 16. Juli 2014

CD-Review: K U T O S I S - Dream It Away


Info
Band: K U T O S I S
Album: Dream It Away
Musikrichtung: Indie
Erscheinungsdatum: 30.06.2014
Label: Jealous Lovers Club
Herkunft: Wales

Ist euch eigentlich schon einmal aufgefallen, dass sich in letzter Zeit sehr viele Bands aus Wales ihren Weg in die Mitte der Musikgesellschaft bahnen? Nein? … Na ja, dann seid ihr offensichtlich keine NRR-Stammleser. Damit ihr aber nicht denkt, dass ich mir das Ganze aus den Fingern sauge – darf ich vorstellen: K U T O S I S (ja, sie schreiben sich wirklich so umständlich)! Die drei kommen aus Cardiff und haben mich vor ein paar Wochen vollkommen für sich gewonnen, was allerdings bei der Flut an guten walisischen Bands in letzter Zeit nicht allzu überraschend ist (tja, die Stammleser wissen das). Ihr zweites Album Dream It Away erschien am 30.06. und soll heute mal näher unter die Lupe kommen.

Klanglich bewegt sich die Scheibe zwischen zwei anderen Bands des Landes, die hier bereits Gegenstand von Reviews waren: THE JOY FORMIDABLE und WE ARE ANIMAL. Besonders letztere kommen produktionstechnisch und musikalisch stark zum Vorschein, was K U T O S I S aber keinesfalls zur Last gelegt werden soll. Aber auch die kürzlich hier erwähnten BLOOD RED SHOES könnten einen leichten Einfluss ausgeübt haben. Entsteht hier etwa ein neues Alternative-Genre?

Dream It Away beginnt mit „This Avalanche Is“, einem leicht verträumten und durchaus radiotauglichen Song. Dafür sorgen die hallenden Gitarren und der angenehme Backing-Gesang. Diesem netten Opener folgt „Old Judas“, der mich zum ersten Mal an die Kollegen von WE ARE ANIMAL erinnert. Die Nummer wird wie dort stark vom Bass dominiert und ist mit einigen Effektspielereien versehen.

Die erste Überraschung ist „Crystal Beach“, der vielleicht sogar noch etwas radiotauglicher ist als der „This Avalanche Is“. Die dezent im Hintergrund begleitende akustische Gitarre und kurzen E-Gitarren-Leads harmonieren gut mit dem melodiösen Gesang. Ein nettes Gesamtgebilde, das durchaus zu recht zur ersten Single wurde. „Horizons“ dagegen ist etwas alternativer und der erste Song, der andeutet zu was die drei außerdem so fähig sind. Der verzerrte Bass und die nun etwas deutlicher wahrnehmbare Gitarre – sogar mit den ersten Disharmonien – bilden wieder ein starkes Konstrukt, das vom Schlagzeug genau so unterstützt wird, wie man sich das vorstellt.

„Night Surf“ erinnert mich wieder stark an WE ARE ANIMAL, was hauptsächlich an der Spielweise und Produktion des Schlagzeugs festzumachen ist. Bei dem Song ist der Name Programm, denn während der gesamten Spielzeit kommt man sich vor, als würde man auf einer Welle surfen, die immer weiter ansteigt, bevor sie schließlich, wie der Titel selbst, kurz vor der Küste zusammenbricht. Trotz seines alternativen Intros macht „Feel Love“ einen starken Schwenk in Richtung BEADY EYE bzw. OASIS, was gerade im Refrain sehr deutlich wird. Auch hier wäre eine Singleauskopplung wieder gut begründet.

Einer meiner Favoriten des Albums ist wohl „French Canadian Girls“, der stark durch die Gitarren-Bass-Kombination dominiert wird und durch seinen Rhythmus punktet. Besonders stark ist der Teil gegen Ende, als sich der Song noch einmal nett bis zum letzten Refrain aufbäumt. Mit „Something in the River“ folgt der mit fünfeinhalb Minuten längste Track auf Dream It Away. Am Anfang noch etwas ruhiger und düster, baut sich im Verlauf doch ein recht mystischer Klang auf, der hauptsächlich auf dem verzerrten Bass und der disharmonischen Gitarre basiert und ziemlich gut ins Ohr geht.

Auch „Short Stories“ bleibt etwas ruhiger und durch seinen Refrain doch recht poppig. Die Gitarren allerdings werden im Verlauf des Albums immer schräger, was man auch hier wieder bemerkt. Mit „Fear of Flying“ legen die drei Waliser noch ein paar Effekte drauf: der Hall auf dem Gesang und der stark verzerrte Bass machen den Song viel mystischer und rücken ihn in Richtung der ersten Scheibe von THE JOY FORMIDABLE. Disharmonien dürfen natürlich auch hier nicht fehlen und der Refrain bleibt einfach im Ohr hängen.

Zum Höhepunkt – auch in Sachen „schräg“ – kommt es mit „Volcano“. Zwar fängt die Nummer ebenfalls ziemlich ruhig an, aber schon der Gesang wirkt hier für ungeübte Ohren recht gewöhnungsbedürftig. Später bauen sich die Gitarren – eben wie ein Vulkanausbruch – immer stärker bis zu einer massiven Disonanz auf, bei der man bei zu lauten Hören definitiv mit Verdacht auf Tinitus zum Ohrenarzt gehen wird.

Fazit: Textlich ist zwar bei der Band nicht allzu viel los, was an einigen Songs hörbar ist, allerdings spricht bei K U T O S I S auch eher die Musik und bei dem Songwriting braucht sich niemand zu verstecken. Mystisch, teilweise düster, aber trotzdem nicht zu depressiv läuft Dream It Away sehr gut durch. Wer das Geld und einen Plattenspieler hat, sollte sich dann auf jeden Fall auch die LP zulegen, den dieses Album ist definitiv Vinyl-geeignet.

Hörtipps: „Crystal Beach“, „French Canadian Girls“, „Something in the River“, „Volcano“.

Zu Hören gibt es die Scheibe übrigens hier: kutosis.bandcamp.com/album/dream-it-away

Bewertung: 8,5 von 10 Punkten

Tracklist:
1. This Avalanche Is
2. Old Judas
3. Crystal Beach
4. Horizons
5. Night Surf
6. Feel Love
7. French Canadian Girls
8. Something in the River
9. Short Stories
10. Fear of Flying
11. Volcano

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen