Info
Bandname:
The Trousers
Albumname:
Freakbeat
Musikrichtung:
60s/70s Rock
Erscheinungsjahr:
2013
Label:
EMI Music Pbl.
Herkunft:
Ungarn
Facebook:
www.facebook.com/thetrousers
Ich
habe eine Quizfrage für euch: Ungarn und Rockmusik. Wem fällt da
spontan eine bekannte Band ein? Die Kinder der 1960er und 70er
erinnern sich vielleicht an Omega, Metal-Fans kommt vielleicht der
Name Ektomorf in den Sinn. Aber sonst? Ich hätte da noch einen Namen
für euch: THE TROUSERS! Freakbeat, das dritte Album der Band,
erschien im April dieses Jahres und gibt’s heute bei uns im Review.
Was
macht Freakbeat
also aus? Schon an
der Produktion merkt man, dass es sich bei der Platte eindeutig um
Musik handelt, die sich an die 60er und 70er Jahre des letzten
Jahrhunderts anlehnt. Ein Klang der typisch war für die späten
Beatles und Bands, die ihnen gern nachahmten. Leichter Hall auf dem
Gesang, so dass das Ganze ein klein wenig psychedelisch wirkt,
dreckig verzerrte Gitarren, die nicht mehr Kuschelrock, aber eben
auch noch nicht Hard Rock sein können, ein prägnanter Bass und ein
präsentes Schlagzeug. Für die Fans des modernen Klangs nichts
lohnenswertes, für Nostalgiker dafür umso besser geeignet und
sicher unglaublich großartig auf Vinyl.
Kommen
wir zu den Songs: Freakbeat
beginnt mit dem Song „I Get Around“, der uns klassisch rockig in
die frühe 70er Rockmusik wirft. Coole Riffs, netter Groove und
druckvoller Gesang, die Leads fliegen einem um die Ohren – also
alles was einen guten Rocksong der Zeit ausgemacht hat. Wer hier
nicht mitnickt, hat entweder kein Musikgefühl oder ist ein
chronischer Opportunist und hat vergessen wie das Nicken geht. Der
Pluspunkt für letztere ist: Man kann auch im Takt den Kopfschütteln.
Bei „Sister Sludge“ kracht es im Intro erstmal richtig. Hier
kommen mir die 90er-METALLICA in den Sinn, die dann für den Rest des
Songs (vielleicht bis auf den Solo-Teil) von den Stones abgelöst
werden. Was für ein Song und ein absolut genialer Start des Albums!
Die
Platte geht genauso weiter wie sie angefangen hat. „Fear of the
City“ ist ein unglaublich grooviger Rock-Titel, bei dem man sich am
liebsten auf seine Harley setzen würde um über die Route 66
entlangzurattern. Die klassischen Rocker haben bis hierher sicher
einigen Spaß. Und wer vorher nicht viel von klassischer Rockmusik
gehalten hat, den wird es bei dem Albumbeginn definitiv mitziehen.
Mit „Freakbeat“ folgt der Titelsong und eine kleine Hommage an
„Born to Be Wild“ im Intro. Unterschwellig zwar, aber doch
deutlich genug um es mitzubekommen. Hier fällt mir zum ersten Mal
die dezente Rockorgel auf, die sich bei bisher jedem Song unauffällig
in meinen Gehörgang geschmuggelt hat (wie sich allerdings erst bei
mehrmaligem Hören herausstellte).
Bisher
bewegen wir uns musikalisch in der Zeit zwischen den Endsechzigern
und frühen Siebzigern. „Under the Wheel“ allerdings befördert
uns in etwas frühere Gefilde. Ich bin mir nicht ganz sicher auf
welcher Beatles-Scheibe er sich besser machen würde, aber ich
tendiere doch eher zur Help!
als zur Revolver. Die
frühen Beatles werden bei „Electric Garden“ dann von den späten
abgelöst. Der Song, der mir hier besonders in den Sinn kommt, ist
einer meiner Lieblingssongs der Fab Four. Und tatsächlich spielt die
Orgel, die in dem Song sogar zu Soloehren kommt, kurz das Intro von
„Come Together“ an. Sehr gelungener Titel.
„Crackin'
Up Alone“ macht den Klang-Eindruck dann wieder etwas poppiger. Nach
den ganzen großartigen Rockern ist die Nummer eine kleine
Verschnaufpause, allerdings auch nicht so besonders. Ein benötigter
Lückenfüller zum Luftholen. Es folgt der mithilfe des
Ex-HELLACOPTERS-Sängers Nicke Andersson aufgenommene „Real Deep
Groove“ – coole Soli inklusive. Wen verwundert es da noch, dass
der Song stark nach HELLACOPTERS klingt, was aber in diesem Fall eine
willkommene Abwechslung ist und sich trotzdem ohne Probleme in das
Klanggefüge Freakbeats
einfügt.
Bei
„Not Afraid to Fall“ wird die Strophe einzig vom Bass und
Schlagzeug gespielt, was die Nummer recht groovig macht, allerdings
bleibt der Song recht langweilig. Schade, die Scheibe scheint gegen
Ende etwas abzubauen. Der nächste Song erinnert mich am Anfang stark
an „All Day and All of the Night“ von den KINKS. Das ändert sich
auch während des gesamten Songs nicht – ist nämlich ein (sehr
originalgetreues) Cover des besagten Songs. Abgeschlossen wird
Freakbeat mit „Demon
Gasoline“, der wieder an die tollen Rocker vom Anfang der Platte
anknüpft. Im Grunde fasst der letzte Song die ganze Scheibe gut
zusammen. 90er-METALLICA im Intro, klassischer Rock in der Strophe
und typischer 70s Rock im Refrain. Abschluss gelungen.
Fazit:
Das dritte Album soll ja bekanntlich die Richtung einer Band
bestimmen. Nun kenne ich zwar die ersten beiden Alben von THE
TROUSERS nicht (Schande über mich), doch wenn Freakbeat
das klangdefinierende Album der Ungarn war, dann sehe ich
optimistisch in die Zukunft und werde die Jungs definitiv im Auge
behalten.
Hörtipps:
„I Get Around“ (siehe Video), „Sister Sludge“, „Under the Wheel“,
„Electric Garden“
Bewertung:
8,5 von 10 Punkten
Tracklist:
1. I Get Around
2. Sister Sludge
3. Fear of the City
4. Freakbeat
5. Under the Wheel
6. Electric Garden
7. Crackin' Up Alone
8. Real Deep Groove
9. Not Afraid to Fall
10. All Day and All of the Night
(Kinks cover)
11. Demon Gasoline
Besetzung:
Vocals, Guitar: Zoltan Kovary
Guitar: Pete Locke
Bass: Adam Ilias
Drums: Zoltan Cs. Szabo
Gastmusiker
Keyboard: Zsolt Derecsekei
Backing Vocals: Rita Csanyi