Donnerstag, 27. Dezember 2012

Classic-Review: Neil Young & Crazy Horse - Life



Info
Bandname: Neil Young & Crazy Horse
Albumname: Life
Musikrichtung: Rock
Erscheinungsjahr: 1987
Label: Geffen
Herkunft: Kanada

Ich begrüße alle Leser recht herzlich zu einem neuen/alten Rock Classics Review!
Als heutiges Schmankerl hab ich mir zum 25jährigen Jubiläum das Life Album von Captain Young und seinen singenden Rossen herangezogen. Zur Bewertungsfindung stand mir ein Plattenspieler von Sony und die LP von 1987 in guter Qualität zur Seite.
Ich will nicht lange um den heißen Brei reden, deshalb geht es auch gleich los.

Das Album startet mit dem Opener – wie immer.  Aber was sich Mister Young hier geleistet hat ist für mich Massenhypnose auf höchstem Niveau! „Mideast Vacation“ schimpft sich das erste Tralala der Platte und basiert auf einer Effektwelle sondersgleichen. Textlich lässt sich hier natürlich schon am Titel erahnen, dass hier wieder gegen das Regime der USA gewettert wird, aber dass man das auch noch so sphärisch verpacken kann, hätte ich nieeeeeeee gedacht. Aber Neil Young versteift sich ja auch selten in absoluter Ernsthaftigkeit und liefert mit der Textzeile: „[...]I was Rambo in the disco, I was shootin´ to the beat [...]“ eine Phrase die zum Schmunzeln und Nachdenken gleichermaßen anregt.
Es sei aber gesagt, dass trotz des modernen Klanges der Effekte sein Grunge nicht weniger erwähnenswert ist. Spätestens beim Solo weiß jeder um welchen Musiker es sich handelt und das ist auch genau das, was diesen Titel für mich so unwiderstehlich macht! GENIAL!

Es folgt ein anmutig, leichtes Klaviersspiel (Keyboardspiel, ist vielleicht die treffende Bezeichnung – typisch für 80er) mit einem sehr Neil Young typischen Mundharmonikaintro – „Long Walk Home“. Einfach schön, wie man sich tragen lassen kann; und das nur von der Melodie. Textschreiberisch hat sich Neil Young wieder nicht die Blöße gegeben und er erhebt in Wortform erneut den Mittelfinger in Richtung der Nordamerikanischen Regierung. Untermalt wird dies durch Kanonenschüsse vorm Refrain. Auch sehr schön umgesetzt, aber nicht so hypnotisch wie der erste Brenner.

Gleich im Anschluss rechnet Young noch eben mit der Kurzlebigkeit der Gesellschaft und der Weltordnung ab. „Around the World” vermittelt den Sound eines Hippiefestivals, wahrscheinlich hat er den billigsten Fischerprice Recorder mit Delay gekauft, um die Gesangsspur so aufzunehmen. Er ist eben ein „Revoluzer“ und das drückt er auch mit der Musik aus. Der eigentliche Leberhaken kommt aber beim Refrain, bei welchem ich stets einen 1A Robodance hinblättern muss - „Fashion change...(Synthiegedudel)...Stylechange...(Synthiegedudel)...Haaaaaaaa...“ Das ist einfach nur zu gut, um wahr zu sein! Alle Instrumente sind richtig toll aufeinander abgestimmt, da stimmt eben die Chemie. Das ist aber so eine typische Neil Young & Crazy Horse Eigenart – Symbiotisch!

Und da kommen wir auch schon zum Ende der ersten Seite. Die Abschlussformation nennt sich „Inca Queen“ und bewegt sich textlich eher auf gleicher Ebene mit „After The Gold Rush“. Da ist kein Bezug zur Realität, aber man wird metaphorisch durch das Songgestrüpp geführt und das soll nicht negativ ausgelegt werden. Das ist nämlich ein sehr schöner Titel. Schwebend, leicht bekömmlich und unendliche Spielfreude. Auch mit reichlich Effekten beladen; charakteristisch für das bisher gehörte. Der Titel rundet die erste Seite perfekt ab und ist mit 8min auch nicht für zu lang empfunden – meinerseits jedenfalls.


Oooooookay, wir haben uns kurz regeneriert, die Schallplattennadel hat das Ende der ersten Seite erreicht und es bleibt ein recht abwechslungsreicher Nachgeschmack mit eher sphärischen Klängen und einem weiterhin erhobenem Mittelfinger in Puncto Regierung, Weltordnung und Gesellschaft. Wer bis jetzt kein Bier geöffnet hat, sollte sich wenigstens eins bereitstellen; oder von mir aus auch einen Saft (ich will ja keinem das Biertrinken vorschreiben). Und man kann auch schon einige Gegenstände wie Tische und Stühle beiseite räumen, denn es geht gleich rund!
Ich drehe die Platte um und drücke die Playtaste des Plattenspielers. Es wird aber auch Zeit: „Too Lonely“ lässt mit einfacher Akkordfolge einen richtigen Standardrocker heraushängen, aber mit den Gangshouts hat der Titel soviel Power, dass es einem sofort die Gliedmaßen elektrisiert! Wildes Stampfen und windmühlenartiges Luftgitarrespielen inbegriffen. Ich bin auch ehrlich: das ist sicherlich nicht der Song, der in die Rockgeschichte eingeht, aber das Ding macht soviel Laune, dass man die Scheibe definitiv weiterhört. Kein großes Geplänkel, sondern straight Rock´n´Roll. Textlich hat der Song natürlich auch einige Hingucker – Beispiel: „[...]i´ve got a fast car, and a strong arm – too lonely to fall in love“  Interpretationen sind hier natürlich strengstens erwünscht.

Da auf der ersten Seite politisch schon ordentlich aufgeräumt wurde folgt nun die Ernüchterung für die Plattenfirmen. „Prisoners of Rock´n´Roll” ist ein Song wie es ihn schon zu Hauf gibt, da beißt die Maus keinen Faden ab, aber eins ist sicher: einen Refrain zu verzapfen, der ironischer Weise eher auf die eigene Unfähigkeit schließt, das ist Rock – „that´s why we don´t wanna be good“.
„We don´t wanna be watered down, takin´ orders from record company clowns“, super, und die Gesangsrhythmik umschmeichelt den Text natürlich bestens.
Trotzdem wieder kein Rocker für die Ewigkeit.

„Cryin´ Eyes“ ist wieder ein Stampfer, aber ohne größere Lichtblicke. Die Basslinie ist eingängig und einfach, die Backing Vocals lassen den Refrain auch nach dem 20 Bier noch mitreißend klingen. Ein Brüller, wenn man den Song genauer betrachtet, aber leider plätschert er nur kurz dahin und gibt ein den Schuss zur Kehrtwende des Albums.

Wie es sich erahnen ließ kommt  mit „when your lonely heart breaks“ ein Song der das Herz mit Bitterkeit umspült und tief in die Eingeweide drückt. Schade, dass man gerade so in Rocklaune ist, denn der Song hat eigentlich richtig was zu bieten. Der ist vom Songwriting her wieder ein etwas anspruchsvoller und vom Text her... da lässt sich Niveau nicht abstreiten. Der Song geht an der Stelle aber unter, da man sich schlecht auf den Text konzentrieren kann, und verleitet bei der CD sicherlich zum Überspringen. BITTE DIESEN TITEL LAUFEN LASSEN. Das kann ich nur empfehlen. Thematik ist klar. Da sollte man mit Feingefühl herangehen.

Abschließend läuft da noch „we never danced“. Was soll ich zu diesem Titel sagen? Irgendwie ist der dann doch ein Rausschmeißer. Sicherlich ist so ein Titel auch nicht ohne Grund entstanden, aber im Refrain hat man das Gefühl von einem mit Wein bekleckertem, volltrunkenem Gondoliere durch die stinkenden Fleete Venedigs geschippert zu werden. Ein bisschen zu schnulzig für mich, aber Fans der Flippers können diesem Titel sicher etwas abgewinnen.

Fazit: Ich denke, dass wir es hier mit einem großartigem Album zu tun haben. Sicherlich nicht nur zum nebenbei anhören, sondern eher etwas für gespannte Zuhörer. Das Album passt in die Dekade und macht trotzdem wahnsinnig Spaß. Der eine oder andere Song ist Zeitlos und sollte mit mehr Beachtung bedacht werden.
Ich höre mir das Album noch weitere Male an, da es mich nach wie vor festhält und das wird sich so schnell nicht ändern!

Vielen Dank und bis bald,

sagt der Ron!

Hörtipps:
Mideast Vacation
Around The World
Too Lonely
When Your Lonely Heart Breaks

Bewertung: 8,5 von 10 Punkten

Tracklist:
01. Mideast Vacation
02. Long Walk Home
03. Around The World
04. Inca Queen
05. Too Lonely
06. Prisoners of Rock´n´Roll
07. Cryin´ Eyes
08. When Your Lonely Heart Breaks
09. We never Danced

Besetzung:
Vocals, Guitar, Harmonica:     Neil Young
Bass:                                         Billy Talbot
Guitar/Keyboards:                   Frank Sampedro
Drums:                                      Ralph Molina

Montag, 24. Dezember 2012

CD-Review: August Burns Red - August Burns Red Presents: Sleddin' Hill - A Holiday Album

Weihnachtsspecial



Info
Bandname: August Burns Red
Albumname: August Burns Red Presents: Selddin’ Hill – A Holiday Album
Musikrichtung: Metalcore
Erscheinungsjahr: 2012
Label: Solid State
Herkunft: USA
Facebook: http://www.facebook.com/augustburnsred?fref=ts
Website: http://www.augustburnsred.com/

Pünktlich zu Heiligabend haben wir uns spontan noch dazu entschieden, das neueste Werk der amerikanischen Metalcore-Band August Burns Red vorzustellen. Dabei handelt es sich um ein weihnachtliches Cover-Album, das jeder besitzen sollte, der fröhlich zu weihnachtlichen Kinder- oder Kirchenliedern um den Weihnachtsbaum moshen will.

Die Scheibe beginnt mit dem Song „Flurries“, Piano und weihnachtliche Klänge inklusive, bevor es dann punkig in die Vollen geht. Die Gitarren sind typisch für August Burns Red sehr melodiös und irgendwie schaffen es die Jungs sogar, einen Breakdown und Soli einzubauen. Auf „Flurries“ folgt das bekannte „Frosty the Snowman“ mit einer kräftigen Leadgitarre und Death-Metal-Einflüssen (siehe Blast-Beats). Trotz aller Metaleinflüsse kommt auch in diesem Song wieder ein weihnachtlicher Klang durch.

Es folgt Leroy Andersons „Sleigh Ride“, weithin bekannt als Jazz- Stück. August Burns Red zaubern hier mit starken Punk-Einflüssen einen Song, der sich absolut sehen lassen kann und sogar im Mittelteil mit einer kleinen Jazzpassage Tribut an das Original zahlt. Auf diesen kleinen Ausflug in die Welt des Jazz folgt ein englisches Traditional namens „God Rest Ye Merry Gentlemen“. Auch hier werden einem wieder die kalten Ohren warm gespielt und spätestens beim Breakdown und dem kurz darauf folgenden Solo fliegt dann auch der erste Glühwein durch die Gegend.

Selbst vor dem bekanntesten englischsprachigen Weihnachtslied schreckt die Band nicht zurück. Heraus kommt die wahrscheinlich beste „Jingle Bells“-Version, die ich je gehört habe. Eine tragende Lead- und mächtige Rhythmusgitarre sorgen dafür, dass ich mich nach dem Ende des Songs frage wie es mein Weihnachtsbaum geschafft hat, nicht komplett als Kleinholz vor meinen Füßen zu liegen. Man könnte jetzt denken, danach lässt es die Band mit dem 1847 komponierten Weihnachtslied „Oh Holy Night“ etwas ruhiger angehen, aber auch hier bekommt man nach einer kleineren Ruhepause vollkommen unerwartet wieder eine Gitarrenwand um die Ohren geschlagen, dass man den Weihnachtsmann gleich mit zum Moshen einlädt.

Auf diesen Song folgt ein weiteres weltberühmtes Weihnachtslied. „Rudolph the Red Nosed Reindeer“ ist der einzige Song auf dem gesamten Album, auf dem man auch mal ein wenig Gesang in Form von Gangshouts zu hören bekommt. Es folgt eine kleine Tour durch das weihnachtliche Texas, zumindest kann ich mir vorstellen, wie diese Version von „Sleddin‘ Hill“ am Anfang von kleinen, bärtigen Farmern gespielt wird. Ich höre Akustikgitarren und Banjos. Sehr interessant, dass eine Metalcore-Band überhaupt weiß, dass es solche Instrumente auch noch gibt.

„Little Drummer Boy“ dürfte dann auch wieder für die deutschsprachigen Hörer ein bekannter Song sein. Hier bekommt man tatsächlich mal eine Ruhepause gegönnt (zumindest vom Rhythmus her). Vielleicht hätte man daraus auch eine kleine Akustiknummer machen können. Auch „Winter Wonderland“ ist wieder einer der in Deutschland bekannteren Songs. Wieder hört man starke Punk-Einflüsse und bekommt auch ein nettes Solo geboten.

Auf diesen Song folgt eine Nummer, die die Band schon 2010 als Weihnachtsspecial veröffentlicht hatte. „O Come O Come Emmanuel“ ist ein kirchliches Weihnachtslied, das wohl auf das 12. Jahrhundert zurückgeführt werden kann. In diesem Song ist das absolute Highlight der stark stakkatoartige Breakdown gegen Ende, bei dem der Weihnachtsmann diesmal einen selbst zum Moshen einlädt. Es folgt der Song, dem wir dieses Weihnachtsalbum wahrscheinlich zu verdanken haben. 2008 hatten sich die Jungs dazu entschlossen, „Carol of the Bells“ live zu spielen und der Erfolg war so groß, dass von da an jedes Jahr ein Song folgte und dieses Jahr in diesem Album mündet. Für das Album haben ABR den Song leicht abgewandelt und mir gefällt er so auch ehrlich gesagt besser.

Abgerundet wird das Album mit „We Wish You a Merry Christmas“, der mal wieder zeigt, wie ungewöhnlich August Burns Red sein können. Einen bayerischen Marsch, der sich in mexikanischen Klangeinflüssen auflöst? Warum sind nicht andere schon auf diese Idee gekommen? Wahrscheinlich zu verrückt. Wahrscheinlich zu sehr August Burns Red.

Tracklist:
1. Flurries
2. Frosty the Snowman
3. Sleigh Ride
4. God Rest Ye Merry Gentlemen
5. Jingle Bells
6. Oh Holy Night
7. Rudolph the Red Nosed Reindeer
8. Sleddin’ Hill
9. Little Drummer Boy
10. Winter Wonderland
11. O Come O Come Emmanuel
12. Carol of the Bells
13. We Wish You a Merry Christmas

Besetzung:
Gesang:          Jacob Luhrs
Gitarre:           JB Brubaker
Gitarre:           Brent Rambler
Bass:              Dustin Davidson
Schlagzeug:    Matt Greiner


Sonntag, 23. Dezember 2012

CD-Review: Eldorado - Antigravity Sound Machine



Info
Bandname: Eldorado
Albumname: Antygravity Sound Machine
Musikrichtung: Rock, Hard Rock
Erscheinungsjahr: 2012
Label: Bad Reputation
Herkunft: Spanien
Myspace: http://www.myspace.com/eldoradorockband
Website: http://www.eldoradorockband.com/

Spanien rockt! Nicht erst seit den Big Bang-Reviews sollte euch aufgefallen sein, dass New Rock Reviews eine leichte Tendenz Richtung Spanien aufweisen kann. Vor kurzem haben wir die neue Scheibe der Madrilenen von Eldorado in die Finger bekommen und diesmal war es uns sogar möglich, die Texte zu verstehen!

Eins vorweg: Ich persönlich hatte nicht erwartet, dass es eine spanische Band gibt, die so rockig sein kann, wie es die britischen 70er-Jahre-Bands waren. Bei Eldorado wird man da eines besseren belehrt. Schon der Opener „Maybe Forever“ überrascht mit einem Bass-Intro, dass den Bassisten dieser Welt wahrscheinlich schon nach den ersten fünf Sekunden historische Freudentränen in die Augen schießen lässt. Danach wird sofort deutlich: die Haupteinflüsse dieser Band sind eindeutig Led Zeppelin, Deep Purple und auch Black Sabbath und die Stärke des Einflusses variiert von Song zu Song. „Mr. Saturn“ erinnert mich besonders in der Strophe stark an Steppenwolf’s „Born to be Wild“ und endet in einem überraschenden Thrash-Lick.

Danach ist es Zeit für den ersten ruhigeren Song. „Like a Lost Child“ beginnt sehr sphärisch und wird dann stark Deep-Purple-lastig bis man dann im mittleren Teil sogar ein wenig Guns’n’Roses erkennen kann. Es folgt das absolute Highlight der Scheibe mit „Another Bright Sunday“. Hier bekommt man auf eine Art härteres Led Zeppelin Songgut geboten, was man speziell im mittleren Teil durch die psychedelische Gesangspassage des Sängers Jesus Trujillo nicht mehr verneinen kann. Diese Passage mündet in einer sehr kraftvollen Pantera-Hommage mit Slide-Gitarre, bevor es dann wieder in die Ausgangsstruktur des Songs zurück geht. Dieser Song wird die Grundlage für alle anderen Songs auf dem Album bilden müssen.

„Searching for Light“ kann mit seinem Rock’n’Roll-beeinflussten und an Volbeat erinnernden Riff jeden von den Sesseln reißen, sodass man danach zuerst sehr erfreut ist, dass man endlich mit der ersten echten Ballade des Albums, „A Farewell to November“, entspannt wieder auf die Sitzpolster fallen kann. Hier allerdings bekommt man ein wenig das Gefühl, dass Eldorado zu sehr versuchen, eine Ballade zu schreiben, die überzeugen soll und daher meines Erachtens mit zu viel Pathos beladen ist. Ein erster negativer Punkt auf dem Album.

Mit „Background Radiation“ machen sich die Spanier auch nicht unbedingt einen Gefallen. Der ohnehin schon unüberhörbare Led-Zeppelin-Einfluss wird hier noch bestärkt durch einen Song, der sich ganz stark nach „Gallow’s Pole“ anhört. Man könnte beide Songs quasi hintereinander laufen lassen und es würde kaum ein Unterschied auffallen. Leider wieder ein negativer Punkt, der allerdings von einem überraschenden „Space Mambo“ abgelöst wird, der mit seinem tollen Groove doch wieder den Trend nach oben zeigen lässt.

Aber auch nach „Space Mambo“ wird man wieder stark ausgebremst und von „Kassandra“ mit brachialer Gewalt über die Wange gestreichelt. Eine Rock-Ballade ist der Song schon, aber irgendwie mit viel zu viel Schmalz und Pathos beladen. Vielleicht liegt es ja in der Natur der Spanier, alles etwas emotionaler zu singen, aber für den deutschen Hörer ist es zu viel. Das folgende „Paranormal Circus“ ist für mich mit weitem Abstand zu „Another Bright Sunday“ das zweite Highlight des Albums. Eine Halbballade mit einer klassischen Rocklänge (6:51), starkem Deep-Purple-Einfluss und einem überzeugend rockigen Abschluss. Der Song war nicht von Anfang an auf meiner Liste, aber er wächst definitiv. Einziger Mangel: Nach dem mit Pathos strotzendem „Kassandra“ ist der ruhige Beginn wahrscheinlich etwas fehl am Platz und hätte weggelassen werden können. Gerade mit Hinblick auf den Rest der Platte…

Dieser bekommt mit „Lady of the Mountain“ noch einmal einen ganz anderen Anstrich. Wieder eine Ballade, aber doch sehr keltisch anmutend mit einem schönen Text, aber doch wieder zu viel Herzschmerz im Fade-Out. Das (positive) Highlight unter den Balladen setzt dann „Blue Jay Wings“, eine reine Akustiknummer und ein theoretisch sehr schöner Abschluss, wenn das Album nicht am Ende generell sehr ruhig geworden wäre.

Alles in allem ist „Antigravity Sound Machine“ ein schönes, rockiges Album mit vielen klassischen Rockeinflüssen, das aber trotzdem zumindest teilweise erfolgreich einen eigenen Stil heraus schimmern lässt. Durch die Balladen und den damit verbundenen Depressionen für mich, muss ich allerdings doch ein paar Punkte abziehen.

Hörtipps: „Another Bright Sunday“(!!!), „Space Mambo“, „Paranormal Circus“, „Blue Jay Wings“

Bewertung 7,5 von 10 Punkten

Tracklist:
1. Maybe Forever
2. Mr. Saturn
3. Like a Lost Child
4. Another Bright Sunday
5. Searching for Light
6. A Farewell to November
7. Background Radiation
8. Space Mambo
9. Kassandra
10. Paranormal Circus
11. Lady of the Mountain
12. Blue Jay Wings


Besetzung:
Gesang:           Jesus Trujillo
Gitarre:            Andres Duende
Bass:               Cesar Sanchez
Schlagzeug:     Javier Planelles




Podcast: Henrik Freischlader - House in the Woods

Episode 6 diesmal mit ganz viel Blues!

Freitag, 21. Dezember 2012

CD-Review: Marius Tilly Band - Blue Colors Red Lights



Info

Bandname: Marius Tilly Band

Albumname: Blue Colors Red Lights

Musikrichtung: Blues, Rock

Erscheinungsjahr: 2012

Label: FUEGO

Herkunft: Deutschland

Myspace: http://www.myspace.com/mariustillyband

Website: http://www.mariustillyband.com



Eines kann ich gleich vorweg nehmen: „Blue Colors Red Lights“ ist definitiv nicht angestaubt. Schon der Opener „Mr. Mule“ kommt leichtfüßig und modern durch die Boxen ins Ohr – schöner ruhiger Rock mit einer Priese Pop und einem Refrain zum Mitsingen.

Nach dem smooth rockenden „Stop“ hatte es mir die Sprache verschlagen: Begleitet von schönen Basslinien, einer zurückhaltenden Gitarre und wirklich eingängigen Vocals kommt „Out Of These Days“, eine sehr stimmige Halbballade, die sicherlich live zu lauten Sprechchören führen dürfte.



Wie könnte es nach so einem Song weitergehen?

Natürlich mit einem besonders coolen Rocker: „Sometimes“ weiß durch dezente Gitarren im (Pre)Chorus und akzentuierten Orgeleinsatz zu überzeugen und wird abgerundet mit einem ganz schicken Solo.

Ziemlich funkig geht es mit „Fool For You“ weiter. Nette Rhythmusarbeit und ein sehr mächtiges Wah-Solo treiben diesen Song gut voran – sehr angenehm.



Die Produktion von „Blue Colors Red Lights“ kann sich durchaus als gelungen bezeichnen: Ein voller, warmer Klang dringt direkt in den Gehörgang und wirkt nie überladen. Sei es bei klassischeren Bluessongs wie „Save My Soul“ oder bei etwas moderner gestalteten Poprocknummern wie dem wirklich sehr gelungenen „Maybe“. Schöne Melodieführung seitens der Gitarre, charismatischer Gesang oder kurz: ein Hit!

Musikalisch wurde bislang schon einiges geboten. Was könnte nun noch auf diesem Album fehlen?

Richtig, ein Akkustiksong. Und genau diesen bekommt man mit „Coldhearted King“, dem der „LP-Anstrich“ sehr gut zu Gesicht steht!

Mein persönlicher Favorit steht mit „Free“ am Ende des Albums. Ein ruhig beginnender sehr weit auslaufender Song mit sehr mitreißenden Vocals,schönen Gitarrenmelodien und einem richtig überraschendem Schluss – ganz gutes Songwriting.



Fazit:

Ein schönes, angenehmes Bluesrock-Album mit ein paar populärmusikalischen Garnierungen.

„Blue Colors Red Lights“ geht gut ins Ohr (einzig ein etwas kantigerer Rocksong hat zumindest mir noch ein wenig gefehlt) und ist definitiv etwas für Fans von Clapton bis Black Crowes.



Hörtipps: „Out Of These Days“, „Sometimes“, „Maybe“, „Coldhearted King“, „FREE“!



Bewertung: 8 von 10 Punkten



Tracklist:

01. Mr. Mule

02. Stop

03. Out Of These Days

04. Sometimes

05. Fool For You

06. Save My Soul

07. To My Knees

08. Maybe

09. I Want You

10. Poor Boy

11. Coldhearted King




12. Free